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Deutsch
 

Die Gefährdung der Juden im Spannungsfeld der französischen Krise

Vortrag und Diskussion mit Danny Leder


Wann: Donnerstag, den 3. September 2015, 19 Uhr

Wo: Hörsaal 2094, Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6

Eine Anmeldung ist erforderlich: anmeldung@mideastfreedomforum.org

Vortrag in deutscher Sprache

 

Frankreich ist jenes Land in Europa, in dem sowohl die meisten Juden (rund 500.000) als auch die meisten Muslime (etwa fünf Millionen) leben. Die Angehörigen beider konfessionellen Gruppen stammen familiengeschichtlich in ihrer Mehrzahl aus dem französischen Ex-Kolonien in Nordafrika. Und viele Angehörige beider Gruppen leben oft noch in enger Nachbarschaft in denselben städtischen Gebieten. Aber an die Stelle einer ursprünglich eher unkomplizierten und oft auch verständnisvollen Koexistenz trat in den letzten fünfzehn Jahren eine stellen- und phasenweise gefährliche Situation für die Juden.

Seit über einem Jahrzehnt sind praktizierende jüdische Gläubige in bestimmten Vierteln Übergriffen ausgesetzt. Mehr als die Hälfte der in Frankreich als "rassistisch" eingestuften Taten richten sich gegen Juden, obwohl diese weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung darstellen. In den allerletzten Jahren mutierten Nahbereichs-Peiniger der Juden zu dschihadistischen Attentätern.

Frankreichs mediale Öffentlichkeit, politische Spitzen, Sicherheitsbehörden und Justiz reagieren schnell und scharf auf antijüdische Taten. Gleichwohl stockt das diesbezügliche Engagement bei Teilen der französischen Zivilgesellschaft, nicht zuletzt wegen der schmerzhaften Erkenntnis, dass die antijüdische Gewalt fast ausschließlich von Jugendlichen aus muslimischen Familien ausgeht, die sich in städtischen Randzonen, an der Schnittstelle zwischen Kriminalität und radikalem Islam bewegen.

 

Danny Leder, Jahrgang 1954, stammt aus Wien und ist seit 33 Jahren in Paris als Korrespondent der österreichischen KURIER und als Autor für deutschsprachige Medien (Süddeutsche Zeitung, Hagalil u.a.) tätig. Er hat sich vielfach in Reportagen, Essays und Vorträgen mit dem Verhältnis zwischen Juden und Muslimen in Frankreich und deren gemeinsamer Vorgeschichte im Maghreb beschäftigt.